Yellowface

 In Yellowface verfolgen wir die Geschichte der Autorin June Hayward. Sie erlebt den Tod ihrer Autorenkollegin und Freundin Athena Liu und stiehlt noch in der selben Nacht ihr unveröffentlichtes Manuskript über chinesische Arbeiter im Ersten Weltkrieg. Sie macht sich die Geschichte zu eigen und veröffentlicht sie unter ihrem neuen Künstlernamen Juniper Song. Im Laufe des Romans verstrickt sie sich immer mehr in ihrem Gespinst aus Lügen und droht entlarvt zu werden.

(Quelle: Eichborn)




Die Themen die in Yellowface angesprochen werden waren für mich sehr interessant. So geht es nicht nur um die brandaktuelle Diskussion der kulturellen Anpassung und die Frage wer welche Geschichten erzählen darf, sondern man erhält auch Einblicke in die Abgründe der Literatur- und Verlagsbranche.

Juniper war mir als Charakter von Anfang an unsympathisch und ich konnte ihre Beweggründe einfach nicht nachvollziehen. Sie ist für mich nichts anderes als verbittert und egozentrisch. Es war interessant zu lesen wie sie immer mehr ihrer eigenen Identität verliert, um einem Werk und einer Geschichte gerecht zu werden, die sie in erster Linie gar nicht hätte erzählen dürfen. So wirkt sie zum Ende hin einfach nur gebrochen und fast schon seelenlos. 

Besonders gut gelungen fand ich in diesem Buch die Erzählstimme. Durch die Erzählperspektive und die direkte Ansprache der Leserschaft hatte man wirklich das Gefühl in Junipers Kopf gelandet zu sein. Ihre Gedanken waren grob, roh, selbstbezogen und von Neid zerfressen. Man hatte immer als Leser das Gefühl, dass sie sich vor dem Leser, aber auch vor sich selbst rechtfertigen würde. Ein wenig Charakterentwicklung hat mir hier allerdings zum Ende hin gefehlt.

Weniger gut gefallen hat mir allerdings die Geschwindigkeit der Geschichte. So hatte ich das Gefühl, dass einige Szenen hätten gekürzt werden können, andere Szenen hätte ich mir ausführlicher gewünscht. Zudem hatte ich auch den Eindruck, dass sich einige Szenen wiederholen und die Geschichte dadurch nicht richtig voran kam. Auch das gewählte Ende konnte mich nicht überzeugen. Ich hatte das Gefühl, dass June sich gar nicht weiterentwickelt und aus ihren Fehlern gelernt hat. Stattdessen versucht sie immer noch ihren Ruf irgendwie zu retten und sich eine Identität als Autorin zu erschaffen, welche zu diesem Zeitpunkt nichts anderes als eine Lüge darstellt. 


Insgesamt gibt es von mir für dieses Buch 3  Sterne. Es hatte sein Stärken in Themenauswahl und Erzählstimme. Allerdings überzeugte mich Plot und Pace weniger. 


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